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Grab­stei­ne aus Kin­der­ar­beit

Mit In­kraft­tre­ten des ge­mein­sa­men Rund­erlas­ses des Mi­nis­te­ri­ums für Ar­beit, Ge­sund­heit und So­zia­les und des Mi­nis­te­ri­ums für Bun­des – und Eu­ro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten sowie In­ter­na­tio­na­les vom 09.10.2019 ist ab dem 1. Ja­nu­ar 2020 auf den Fried­hö­fen zu ge­währ­leis­ten, dass nur noch Grab­stei­ne und Grab­ein­fas­sun­gen aus fol­gen­den Län­dern ge­nutzt wer­den, so­weit eine an­er­kann­te Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le be­stä­tigt hat, dass die Her­stel­lung ohne schlimms­te For­men von Kin­der­ar­beit er­folg­te, und die Stei­ne durch das Auf­brin­gen eines Sie­gels oder in an­de­rer Weise un­ver­än­der­lich als zer­ti­fi­ziert ge­kenn­zeich­net sind:

1. die Volks­re­pu­blik China,
2. die Re­pu­blik In­di­en,
3. die Re­pu­blik der Phil­ip­pi­nen und
4. die So­zia­lis­ti­sche Re­pu­blik Viet­nam

(vgl. hier­zu ge­mein­sa­mer Rund­erlass vom 24.09.2018).


So­weit Grab­mä­ler und Grab­ein­fas­sun­gen aus Na­tur­stein ent­ge­gen den Re­ge­lun­gen aus dem BestG NW und den Er­las­sen auf den Fried­hö­fen auf­ge­stellt wer­den, kön­nen nach § 19 Abs. 1 Zif­fer 1, Abs.2 Bu­ß­gel­der bis zu 3.000 EUR dro­hen.
Die Auf­stel­lung von in an­de­ren Län­dern her­ge­stell­ten Grab­mä­lern und Grab­ein­fas­sun­gen aus Na­tur­stein gilt als nach § 4a Ab­satz 1 Num­mer 1 des Be­stat­tungs­ge­set­zes zu­läs­sig.

Be­deu­tung für die Fried­hofs­ver­wal­tung und den Fried­hofs­trä­ger:

Der Ge­setz­ge­ber führt in sei­nen Re­ge­lun­gen pri­mär aus, dass aus­schlie­ß­lich Na­tur­stei­ne aus den oben ge­nann­ten Län­dern einer Zer­ti­fi­zie­rung be­dür­fen. Um­ge­kehrt be­deu­tet dies na­tür­lich auch, dass bei jeder Ge­neh­mi­gung zur Auf­stel­lung von Grab­ma­len und Grab­ein­fas­sun­gen aus Na­tur­stein pri­mär zu über­prü­fen ist, aus wel­chem Land der Stein kommt, bzw., dass er nicht aus China, In­di­en, den Phil­ip­pi­nen oder dem Viet­nam kommt.

Da eine Ve­ri­fi­zie­rung sei­tens der Fried­hofs­ver­wal­tung nicht mög­lich ist, hat der Nut­zungs­be­rech­tig­te (oder für ihn sein Dienst­leis­ter) die Her­kunft glaub­haft zu ma­chen. Die Ge­neh­mi­gungs­for­mu­la­re müss­ten also so ge­stal­tet sein, dass der Auf­stel­ler ver­si­chert, dass der Stein ent­we­der nicht aus die­sen oben ge­nann­ten Län­dern kommt, oder wenn er an­gibt, dass ein sol­ches Land be­trof­fen ist, dass ein ent­spre­chen­des Zer­ti­fi­kat nach den Re­ge­lun­gen des § 4a Abs. 1 Zif­fer 2 BestG NW vor­ge­legt wird. Die Zer­ti­fi­zie­rung der be­trof­fe­nen Na­tur­stei­ne ist zu do­ku­men­tie­ren.

Die Fried­hofs­trä­ger sind zur Ge­währ­leis­tung an­ge­hal­ten, dass ent­spre­chen­de Ge­neh­mi­gun­gen durch ihre Ver­wal­tun­gen er­fol­gen.

So­fern die zur­zeit gel­ten­de Fried­hofs­sat­zung und die Fried­hofs­ge­büh­ren­sat­zung zu die­ser The­ma­tik ent­ge­gen der emp­foh­le­nen Mus­ter­sat­zung noch keine ent­spre­chen­de Re­ge­lung zu § 4 a BestG NW vor­sieht, ist sie im Rah­men der nächs­ten Über­ar­bei­tung an­zu­pas­sen oder zu er­wei­tern.

Eine kurz­fris­ti­ge Än­de­rung der Fried­hofs­sat­zun­gen hin­sicht­lich der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zu § 4a BestG NW ist nach un­se­rer Auf­fas­sung nicht not­wen­dig, da sich die Er­mäch­ti­gung und Ver­pflich­tung zur Über­prü­fung be­reits aus den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen er­ge­ben.


Gemäß dem ge­mein­sa­men Rund­erlass des Mi­nis­te­ri­ums für Ar­beit, Ge­sund­heit und So­zia­les und des Mi­nis­ters für Bun­des- und Eu­ro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten sowie In­ter­na­tio­na­les vom 09.10.2019 ist seit dem 01.01.2020 die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Zer­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­rens im Sinne von § 4a Ab­satz 1 Zif­fer 2 BestG NRW her­ge­stellt.

Grab­ma­le und sons­ti­ge bau­li­che An­la­gen aus Na­tur­stein dür­fen des­halb seit dem 01.01.2020 auf einem Fried­hof nur noch auf­ge­stellt wer­den, wenn sie

a) in einem Staat her­ge­stellt wur­den, auf des­sen Staats­ge­biet bei der Her­stel­lung von Na­tur­stei­nen nicht gegen das Über­ein­kom­men Nr. 182 der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on vom 17. Juni 1999 über das Ver­bot und un­ver­züg­li­che Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung der schlimms­ten For­men der Kin­der­ar­beit ver­sto­ßen wird, oder

b) wenn durch eine Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le be­stä­tigt wor­den ist, dass die Her­stel­lung ohne schlimms­te For­men von Kin­der­ar­beit er­folg­te, und die Stei­ne durch das Auf­brin­gen eines Sie­gels oder in an­de­rer Weise un­ver­än­der­lich als zer­ti­fi­ziert ge­kenn­zeich­net sind, oder

c) vor dem 1. Mai 2015 in das Bun­des­ge­biet ein­ge­führt wor­den sind.

Be­züg­lich Alt­ma­te­ri­al gilt laut Hand­lungs­emp­feh­lung zur Um­set­zung des § 4a Ab­satz 1 des Be­stat­tungs­ge­set­zes, Be­kannt­ma­chung des Mi­nis­te­ri­ums für Ar­beit, Ge­sund­heit und So­zia­les und des Mi­nis­ters für Bun­des- und Eu­ro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten sowie In­ter­na­tio­na­les vom 5. März 2020, dass Na­tur­stei­ne, die vor dem 1. Ja­nu­ar 2020 in das Bun­des­ge­biet ein­ge­führt wur­den, nicht zer­ti­fi­ziert und ohne Sie­gel auf­ge­stellt wer­den. Es be­darf je­doch eines Nach­wei­ses über den Zeit­punkt der Ein­fuhr, wozu sich Fried­hofs­trä­ger Lie­fer­schei­ne, Zoll­un­ter­la­gen, Rech­nun­gen oder In­ven­tar­lis­ten vor­le­gen las­sen sol­len. In Aus­nah­me­fäl­len kön­nen auch Ei­gen­er­klä­run­gen ak­zep­tiert wer­den. Dabei soll die Art des Nach­wei­ses im Be­stat­tungs­buch ver­merkt oder in an­de­rer ge­eig­ne­ter Weise do­ku­men­tiert wer­den.

Um das zu ge­währ­leis­ten, sind Än­de­run­gen im Ver­fah­ren über die Zu­stim­mung zur Er­rich­tung von Grab­ma­len und sons­ti­ge bau­li­che An­la­gen sowie in der Mus­ter­sat­zung er­for­der­lich. Denn die Ver­pflich­tung trifft die Fried­hofs­trä­ger. Da diese die Her­kunft des Grab­mals nicht über­prü­fen kön­nen, be­darf es eines Nach­wei­ses über die Her­kunft durch den Nut­zungs­be­rech­tig­ten bzw. einer Zer­ti­fi­zie­rung im Sinne von § 4a Abs. 1 Zif­fer 2 BestG NRW.

Zur An­pas­sung der Mus­ter­sat­zung und als Emp­feh­lung für die ak­tu­el­le Über­ar­bei­tung von Fried­hofs­sat­zun­gen der Ka­tho­li­schen Kir­chen­ge­mein­den im Erz­bis­tum Pa­der­born wird eine Er­gän­zung des

§22 Zu­stim­mungs­er­for­der­nis unter Strei­chung des bis­he­ri­gen § 23 Grab­stei­ne aus Kin­der­ar­beit der Mus­ter­sat­zung emp­foh­len.

§22 Zu­stim­mung

(1) Die Er­rich­tung und jede Ver­än­de­rung von Grab­ma­len be­darf der vor­he­ri­gen Zu­stim­mung der Kir­chen­ge­mein­de. Auch pro­vi­so­ri­sche Grab­ma­le sind zu­stim­mungs­pflich­tig, so­weit sie grö­ßer als 0,15 m x 0,30 m sind. Der An­trag­stel­ler hat bei Rei­hen­grabstät­ten / Ur­nen­rei­hen­grabstät­ten sein je­wei­li­ges Nut­zungs­recht nach­zu­wei­sen.

(2) Den An­trä­gen sind zwei­fach bei­zu­fü­gen:

  1. der Grab­mal­ent­wurf mit Grund­riss und Sei­ten­an­sicht im Maß­stab 1 : 10 unter An­ga­be des Ma­te­ri­als, sei­ner Be­ar­bei­tung, der An­ord­nung der Schrift, der Or­na­men­te und der Sym­bo­le sowie der Fun­da­men­tie­rung;
  2. so­weit es zum Ver­ständ­nis er­for­der­lich ist, Zeich­nun­gen der Schrift, der Or­na­men­te und der Sym­bo­le im Maß­stab 1 : 1 unter An­ga­be des Ma­te­ri­als, sei­ner Be­ar­bei­tung, des In­halts, der Form und der An­ord­nung.
    In be­son­de­ren Fäl­len kann die Vor­la­ge eines Mo­dells im Maß­stab 1 : 10 oder das Auf­stel­len einer At­trap­pe in na­tür­li­cher Größe auf der Grab­stät­te ver­langt wer­den.

(3) Die Er­rich­tung und jede Ver­än­de­rung aller sons­ti­gen bau­li­chen An­la­gen be­dür­fen eben­falls der vor­he­ri­gen schrift­li­chen Zu­stim­mung der Kir­chen­ge­mein­de. Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten ent­spre­chend.

(4) Bei Grab­ma­len und sons­ti­gen bau­li­chen An­la­gen aus Na­tur­stein ist dem Fried­hofs­trä­ger mit dem An­trag eine Be­stä­ti­gung dar­über bei­zu­fü­gen, dass das Grab­mal oder die sons­ti­gen bau­li­chen An­la­gen aus Na­tur­stein

a) in einem Staat her­ge­stellt wur­den, auf des­sen Staats­ge­biet bei der Her­stel­lung von Natur-stei­nen nicht gegen das Über­ein­kom­men Nr. 182 der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on vom 17. Juni 1999 über das Ver­bot und un­ver­züg­li­che Maß­nah­men zur Be­sei­ti­gung der schlimms­ten For­men der Kin­der­ar­beit ver­sto­ßen wird, oder

b) ohne schlimms­te For­men von Kin­der­ar­beit her­ge­stellt wur­den, oder

c) vor dem 1. Ja­nu­ar 2020 in das Bun­des­ge­biet ein­ge­führt wor­den sind.

Die Be­stä­ti­gung dar­über, dass die Her­stel­lung des Grab­mals oder der sons­ti­gen bau­li­chen An­la­gen ohne schlimms­te For­men von Kin­der­ar­beit im Sinne von lit. b) er­folg­te, ist von einer an­er­kann­ten Zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le zu er­tei­len. Da­ne­ben ist der Stein durch das Auf­brin­gen eines Sie­gels oder in an­de­rer Weise un­ver­än­der­lich als zer­ti­fi­ziert zu kenn­zeich­nen.

Für den Nach­weis über den Zeit­punkt der Ein­fuhr im Sinne von lit. c) eig­nen sich Lie­fer­schei­ne, Zoll­un­ter­la­gen, Rech­nun­gen oder In­ven­tar­lis­ten; in Aus­nah­me­fäl­len kön­nen Ei­gen­er­klä­run­gen aus­rei­chend sein. Die Art des Nach­wei­ses wird im Be­stat­tungs­buch ver­merkt oder in einer an­de­ren ge­eig­ne­ten Weise do­ku­men­tiert.

(5) Die Zu­stim­mung er­lischt, wenn das Grab­mal oder die sons­ti­ge bau­li­che An­la­ge nicht bin­nen eines Jah­res nach der Zu­stim­mung er­rich­tet wor­den ist.

(6) Die nicht-zu­stim­mungs­pflich­ti­gen pro­vi­so­ri­schen Grab­ma­le sind nur als na­tur­la­sier­te Holz­ta­feln oder Holz­kreu­ze zu­läs­sig und dür­fen nicht län­ger als zwei Jahre nach der Bei­set­zung ver­wen­det wer­den.

Bis zur Ver­öf­fent­li­chung der über­ar­bei­te­ten Mus­ter­sat­zung wird den Kir­chen­ge­mein­den je­weils im Ein­zel­fall eine ent­spre­chen­de An­pas­sung im Rah­men der Über­ar­bei­tung der Fried­hofs­sat­zung emp­foh­len. Eine kurz­fris­ti­ge und nur auf die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zu § 4a BestG NRW be­zo­ge­ne Än­de­rung der ein­zel­nen Fried­hofs­sat­zung er­scheint nicht not­wen­dig, da die ent­spre­chen­den Sat­zungs­re­ge­lun­gen rein de­kla­ra­to­ri­scher Natur sind.

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Für Rück­fra­gen steht das Rechts­amt zur Ver­fü­gung.

Mus­ter für Fried­hofs­sat­zun­gen fin­den Sie auf die­ser Seite im Ver­wal­tungs­hand­buch.

Die fol­gen­den Schlag­wor­te wur­den dem Ar­ti­kel zu­ge­wie­sen: Kir­chen­vor­stand, Fried­hof
Ziel­grup­pen des The­mas sind: Kir­chen­vor­stand
Die­ser Ein­trag wurde am 27.05.2020 von Achim Wirth be­ar­bei­tet.